Flüchtlinge & Europa
- Arno Nell
- 8. März 2016
- 2 Min. Lesezeit
Größe und Komplexität sind die Hauptgegner von Entscheidungskraft und Effizienz.
Irgendwie hat das jeder schon mal gehört oder gedacht.
Dies hindert Menschen jedoch nicht daran, riesige Verwaltungsapparate aufzubauen und komplexe Strukturen zu schaffen, um etwas zu bewegen, von dem man glaubt und hofft, es führe zur Erfüllung wichtiger Ziele. Komplexe Regierungsstrukturen in komplexen Gesellschaften, ein für den Normalbürger völlig unübersichtliches, undurchschaubares Gewirr von Gesetzen, Vereinbarungen, von Kompetenzen und Hierarchien.
Dies gilt gleichermaßen für unsere eigene Regierungsform - und ultra-aufgeblasen natürlich für die Europäische Struktur - ein Konglomerat von Ländern und Regierungen, ein Zusammenwirken von Menschen und Denkansätzen auf der Suche nach einem kleinsten gemeinsamen Nenner.
Irgendwie muss es immer - meist schleichend und schrittweise - dazu führen, den 'Kontakt zur Basis', den Kontakt zu den Bürgern, zum Volk zu verlieren. Die kommen da nicht mehr mit, sie bräuchten ja auch Jahre, um schon kleinste Teilbereich-Bruchstücke zu verstehen, die sich da mit der Zeit aufgebaut haben. Das Volk wird am Rande informiert, oberflächlich und vereinfacht, weil es nicht mehr anders möglich ist. Und die Bürger reagieren mit Unverständnis, warum denn keine einfachen, effizienten, schnellen Lösungen für Probleme verfügbar sind.
Stattdessen werden Vereinbarungen von Verhandlungen veröffentlicht, die sich über Monate und Jahre hinziehen, deren Ergebnisse sich dem 'gesunden Menschenverstand' einfach dadurch entziehen müssen, dass ein System sie hervorgebracht hat, dass so unglaublich riesig geworden ist, dass es im Vergleich zu seiner Größe niemals mehr lösungsfähig sein kann.
Oder anders gesagt: Der Elefant kreißte sechs Monate - und gebar einen Küttel Mäusescheisse.
Überlegen sie mal, warum Frankreich 70.000 Flüchtlinge aufgenommen hat, Deutschland etwa 1,1 Mio. Warum Griechenland und die Türkei die Lösungsbringer für ein Flüchtlingsproblem sein sollen, dass Europa angehen und lösen sollte. Überlegen wir mal, warum Vereinbarungen, die im November geschlossen wurden, bis heute nicht umgesetzt sind. Überlegen wir, warum Rückführungen von Flüchtlingen, die ihre Pässe weggeworfen haben, schwer möglich sind. Warum Asylverfahren 18 Monate dauern sollen. Warum man über Obergrenzen und 'geschlossene' Balkanrouten diskutiert - um Worte in Vereinbarungsdokumenten - die mit der Realität vielleicht vereinbar, jedoch vom effizienten Lösen der konkreten Probleme so weit entfernt sind wie die Tatsache, dass unser Sonnensystem einen Planeten weniger hat, weil das irgendjemand so beschlossen hat.
Definieren wir die Probleme so wie wir es tun würden, wenn wir eins hätten. Und lösen es dann, so wie wir es tun würden, wenn wir Magendrücken haben. Es gibt viele Ansätze gegen Magendrücken. Wenn man sich nicht entscheiden kann, geht es weg. So oder so.
Nur sprechen wir hier über Menschen, Menschenleben, unhaltbare Zustände in Flüchtlingslagern, auf See - und in Deutschland.
Nein - ich will hier keine Lösung aufschreiben - aber ich will daran erinnern, dass der richtige Weg verlassen wurde, Lösungen finden und umsetzen zu können, bevor es keine Lösung mehr braucht.
Die AfD sitzt in Landtagen, weil Menschen keine Alternative mehr haben, wem sie denn sonst ihre Stimme geben sollten. Europa zerbröselt sich selbst, weil es daran zerbricht, dass vergessen wurde, verbindliche Vereinbarungen zu treffen und diese auch umzusetzen. Die Partei der Nichtwähler wünscht sich ein neues System, in dem wir einfach nochmal von vorne anfangen können.
Vielleicht kommen wir ja mit 100 Abgeordneten aus... wäre doch mal ein Anfang.
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